Wie läuft die Mediationsaubildung ab?
Die Ausbildung ist modular aufgebaut und umfasst insgesamt 156 Zeitstunden und 12 Module in einem Zeitraum von ca. 9 Monaten. Die Module werden in Präsenz sowie online durchgeführt.
Zwischen den einzelnen Modulen finden sogenannte Transfer- und Lernupdates (Reflexion, Vertiefung, Vorbereitung, Nachbereitung) im Umfang von 3 Zeitstunden (online) statt.
Bereits während sowie nach der Ausbildung wird Supervision für eigene Fälle angeboten.
Die einzelnen Module greifen einen Schwerpunkt auf und nehmen diesen vertieft in den Blick. Ansonsten verzahnen sich alle Ausbildungsinhalte der Grundlagen- und Aufbaumodule ineinander. Sie bedingen sich und werden nicht isoliert betrachtet werden.
Das Ausbildungskonzept gleicht einem Hausbau, wo die Wände „Schritt für Schritt“ parallel hochgezogen werden. Alles hängt mit allem zusammen und wird ganzheitlich betrachtet. So werden Themen punktuell auch aus anderen Modulen aufgegriffen.
Schon in den Grundlagenmodulen werden die Inhalte anhand von praxisnahen Fallbeispielen erarbeitet, angewendet und geübt. So wird der Praxistransfer sichergestellt. Die Teilnehmenden haben immer die Gelegenheit, eigene Frage- und Fallstellungen in die Ausbildung einzubringen. In den Grundlagenmodulen erwerben die Teilnehmenden Grundlegendes zu Haltung und Rolle, Prozess und Methodik sowie Technik der Mediation. In den Aufbaumodulen werden diese Fähigkeiten vertieft.
Die drei Grundlagenmodule
In drei Grundlagenmodulen (Präsenz) wird das „Einmaleins“ der Kompetenzen und Fähigkeiten erlernt, die es für die Vermittlung in und die Lösung von Konflikten braucht. Bereits in den Grundlagenmodulen wird durchweg mit Praxisfällen von Mitarbeiter- und Organisationskonflikten geübt.
Transfer- und Lernupdates (online) zwischen den Modulen unterstützen und fördern die unmittelbare Umsetzung in den Arbeitsalltag.
Die drei Grundlagenmodule inklusive angeleiteter Transfer- und Lernupdates haben einen Umfang von 65 Stunden.
Grundlagenmodul 1 - Grundlagen der Mediation verstehen (3 Tage, 24 Std.)
Ziel: Überblick über die Mediation, Kennenlernen der Grundbausteine Haltung, Struktur und Techniken, Schaffen eines „Lernlabors“ in einer guten, motivierenden Gruppenatmosphäre.
Im Grundlagenmodul 1 erhalten die Teilnehmenden einen Überblick über die Grundlagen der Mediation zwischen Mitarbeitenden, Teams und Organisationen. Dazu erhalten sie erste konkrete Methoden an die Hand, die unmittelbar in der Praxis angewendet werden können. Anhand erster Beispielfälle, z.B. ein Konflikt zwischen zwei Mitarbeitenden, werden diese geübt.
- Arbeitsweise in der Ausbildung, Ausbildungsplan, Methoden der kollegialen Beratung/Intervision
- Grundlagen der Mediation, Selbstverständnis
- Verantwortungen, Kompetenzfelder sowie Abgrenzungen, z.B. zu Therapie oder Alltagsgesprächen
- Systemisch denken und handeln in der Mediation
- Selbstverständnis als Mediator
- Überblick über die verschiedenen Methoden und Kommunikations- und Arbeitstechniken sowie erste Anwendung an Praxisfällen aus Organisationen
- Überblick über Prinzipien, Verfahrensablauf und Phasen der Mediation
- Abgrenzung der Mediation zum streitigen Verfahren und zu anderen alternativen Konfliktbeilegungsverfahren
- Überblick über Fallgruppen und Anwendungsfelder
- Rechtliche Aspekte
Grundlagenmodul 2 - persönliche Kompetenzen (2 Tage, 16 Std.)
Ziel: Fähigkeit, eine gute Arbeits- und Vertrauensbasis zu den Konfliktpartnern aufzubauen
In diesem Modul lernen die Teilnehmenden Konflikte verstehen und eigene Konfliktkompetenzen zu stärken. Sie entwickeln eine Mediationshaltung und erfahren, wie sie als Mediatorin oder Mediator eine gute, vertrauensvolle Beziehung zu den Konfliktpartnern aufbauen können.
Und wie der Spagat zwischen allparteilicher Vermittlung und Vertretung der Organisation, z.B. als Personalverantwortliche, gelingen kann.
- Aufgabe und Selbstverständnis, innere Haltung, innere Einstellung, Werte und Rolle als Mediatorin bzw. Mediator
- Selbstreflexion als Mediatorin bzw. Mediator von Rollen, Beziehungen und Konfliktverhalten
- Allparteilichkeit, Neutralität und professionelle Distanz zu den Medianden und zum Konflikt
- Selbstreflexion (z. B. Bewusstheit über die eigenen Grenzen aufgrund der beruflichen Prägung und Sozialisation)
- Erkennen der eigenen Potentiale als Mediatorin bzw. Mediator und Entwicklung
- Aufbau einer tragfähigen Beziehung
- Konflikttheorie (Konfliktfaktoren, Konfliktdynamik und Konfliktanalyse; Eskalationsstufen; Konflikttypen)
- Erkennen von Konfliktdynamiken
- Fremdwahrnehmung, z.B. als Führungskraft oder Personaler
- Umgang mit eigenen Emotionen, Nähe und Distanz, Empathie, professioneller Abstand
- Macht und Fairness in der Mediation
- Rechtliche Aspekte von Mediation z.B. in Unternehmen
Grundlagenmodul 3 - Kommunikationskompetenzen (2 Tage, 16 Std.)
Ziel: Den Konfliktbeteiligten durch Fragen und Zuhören helfen, neue Lösungsansätze zu entwickeln.
Mediation funktioniert nicht per Anordnung oder mittels Ratschläge. In Modul 3 lernen die Teilnehmenden, wie sie mit „richtigen“ Fragen und gutem Zuhören Vertrauen aufbauen und die Konfliktpartner wirklich verstehen können. Sie üben, Klärungsgespräche zu strukturieren, Lösungen, statt Probleme in den Mittelpunkt zu stellen und die „wahren“ Anliegen der Beteiligten herauszuarbeiten.
- Toolbox an Kommunikationstechniken
- Grundlagen systemischer Methoden
- Ebenen des aktiven Zuhörens als Grundlage für Verstehen
- Überblick über grundlegende Fragetechniken in der Mediation
- Mit Fragen Problem- und Handlungsbewusstsein schaffen
- Fragen zum Erkennen und Aktivieren von Ressourcen und Potentialen
- Fragen zur Erweiterung von Perspektiven und Wahrnehmungen
- Lösungsfokussierte Fragen
- Fragen des Klienten weiterentwickeln und nutzen
- Arbeit mit Hypothesen
- Weitere Techniken wie Verbalisieren, Reframing, verbale und nonverbale Kommunikation, Techniken zur Entwicklung und Bewertung von Lösungen (z. B. Brainstorming, Mindmapping, sonstige Kreativitätstechniken, Risikoanalyse)
Die acht Aufbaumodule zum "Zertifzierten Mediator" gem. Mediationgesetz
Die Aufbaumodule erweitern das Spektrum der Fähigkeiten und sind Voraussetzung für die Ausbildung zum Zertifizierten Mediator (gem. Mediationsgesetz). Thematisch werden typische praxisrelevante Themen- und Konfliktfelder beleuchtet sowie Methoden und Techniken weiter verfeinert.
Die Aufbaumodule einklusive angleiteter Transfer- und Lernupdates haben einen Umfang von 91 Stunden.
Aufbaumodul 1 - Konflikte zwischen Hierarchien (2 Tage, 16 Std.)
Ziel: Erfolgreich zwischen unterschiedlichen Hierarchie und Verantwortungsebenen vermitteln
Hierarchieübergreifende Konflikte sind ein „Klassiker“ der Mediation. Mediatorinnen und Mediatoren müssen dabei sowohl die Führungskraft als auch den Mitarbeitenden „gewinnen“ und für eine ausgewogene Balance sorgen. Besonderes Augenmerk wird hier auf die Auftragsklärung gelegt, um zu vereinbaren, was „verhandelt“ werden kann und wie der Spagat zwischen Führung und Kooperation gelingen kann.
Aufbaumodul 2 - Klärung von Teamkonflikten (2 Tage, 16 Std.)
Ziel: Erwartungen in Teams klären und Teamkonflikte lösen. Mediation als präventives Teamentwicklungsinstrument anwenden.
In Aufbaumodul 2 steht der Umgang mit der Dynamik von Teamkonflikten im Mittelpunkt. Sie lernen Methoden der Mediation in (Klein-) Gruppen kennen und finden eine ausgewogene Balance zwischen individueller Teilnehmerorientierung und Verantwortung für den Mediationsprozess. Auch interkulturelle Aspekte werden hier in den Blick genommen. Geübt wird in diesem Modul die Mediation im Tandem (Co-Mediation).
Aufbaumodul 3 - Mediation in der Organisationsentwicklung (1 Tag, 8 Std.)
Ziel: Strukturelle Konflikte bearbeiten und Mediation als Chance für organisationelles Lernen nutzen
Im Aufbaumodul 3 lernen Sie, welchen wertvollen Beitrag die Mediation in der Organisationsentwicklung leistet und wie diese als ein Baustein organisationellen Lernens- und Wissensmanagement dienen kann.
Ein Fokus liegt auf strukturellen Konflikten. Denn nicht jeder Konflikt zwischen Mitarbeitenden hat seine Ursache auf der Beziehungsebene.
Aufbaumodul 4 - Mediation als Methode für die agile Arbeit (1 Tag, 8 Std.)
Ziel: Umgang mit flexiblen Vereinbarungen und Mediation als laufenden Lernprozess gestalten
Mediation bietet sich geradezu für agile Arbeitsweisen an, die einen laufenden Aushandlungsprozess erfordern. Im Aufbaumodul 4 lernen Sie die Mediation als agile Methode kennen und wie atmende Vereinbarungen formuliert und gelebt werden können.
Aufbaumodul 5 - Mediation als als Führungs- und Beratungskompetenz (2 Tage, 16 Std.)
Ziel ist es, die Mediation als Führungs-, Coaching- und Beratungskompetenz insbesondere mit Hilfe der kreativen Figurenaufstellung anzuwenden
Die Elemente der Mediation eignen sich auch jenseits der „klassischen“ Mediation hervorragend als Führungsinstrument. Wie einzelne Elemente hier zum Tragen kommen, lernen Sie im Aufbaumodul 5.
Ein weiterer Schwerpunkt bilden Kreativitätstechniken, insbesondere die Figurenaufstellung als systemische Kreativitätstechnik.
Aufbaumodul 6 - Online-Mediation (1 Tag, 8 Std.)
Ziel: Online- und Medienkompetenzen für Mediation „auf Distanz“
Die Online-Mediation ist mehr als nur „zweite Wahl“, sondern eine echte Alternative zur Präsenzmediation. Sie bietet Schutz und eröffnet zusätzliche Methoden. Außerdem ist sie ein Spiegelbild des beruflichen Alltags in Zeiten von Homeoffice und mobilem, vernetzten Arbeiten. Im Aufbaumodul 6 lernen Sie die Grundlagen für eine vertrauensvolle Kommunikation in virtuellen Mediationen kennen.
Aufbaumodul 7 - Konfliktmanagement in Organisationen (1/2 Tag, 4 Std.)
Ziel: Erfolgsfaktoren für eine Implementierung der Mediation als Konfliktmanagement in Organisationen sowie interkulturelle Konflikte
Mediation ist eine wichtige Säule innerhalb des betrieblichen Konfliktmanagements. Dabei muss das „Rad“ nicht immer neu erfunden werden. Vielmehr können vorhandene Angebote in Organisationen intelligent zu einem attraktiven Angebot vernetzt werden. Interkulturelle Ansatzpunkte, Möglichkeiten und Vorgehen beim Aufbau eines Konfliktmanagements lernen Sie in diesem Praxismodul kennen.
Aufbaumodul 8 - Mediation und Recht (1/2 Tag, 4 Std.)
Ziel: Rechtssichere Durchführung der Mediation gewährleisten
Im Aufbaumodul 8 vertiefen Sie berufsrechtliche Regelungen der Mediation, um „rechtssicher“ Mediation durchführen zu können.
Abschlussmodul - Reflexion und Transfer (1 Tag, 8 Std.)
Ziel: Transfer in die Praxis sichern
Im Mittelpunkt des Abschlussmoduls steht der weitere Transfer in die Praxis. Dazu gehört auch das interne Marketing und die Implemeniterung von Mediation in der eigenen Organisation.
Abschluss „Zertifizierte Mediatorin bzw. zertifizierter Mediator“. Die Ausbildung erfüllt inhatlich und mit einem Umfang von 156 Std. die Anforderungen der ZMediatAusbV.
Supervision gem. Mediationsgesetz
Im Anschluss an die Ausbildung begleiten wir Sie mit Supervision. Jeder Teilnehmende kann innerhalb von drei Jahren nach der Ausbildung die erforderlichen fünf Fälle supervidieren lassen. Die Supervision ist im Preis inbegriffen.
Nach § 2 Abs. 2 und Abs. 5 der Zertifizierte-Mediatoren-Ausbildungsverordnung (ZMediatAusbV) setzt sich die Ausbildung zum zertifizierten Mediator aus einem Ausbildungslehrgang und fünf supervidierten Mediationen, die der Ausbildungsteilnehmende jeweils als Mediator oder Co-Mediator durchgeführt hat. Ausbildungsteilnehmende müssen die fünf supervidierten Mediationen spätestens drei Jahre nach Beendigung des Ausbildungslehrgangs durchgeführt haben.
Nach der Supervision dürfen Sie sich "Zertifizierter Mediator" nennen.
Wir begleiten Sie auch nach der Ausbildung!